„Daily horror – die Sauhatz ist zu Ende“ …
von Rudolf Gansl
… war der zugegebenermaßen nicht eben freundliche Titel unserer Abiturzeitung, als wir im Juli 1963 die damalige Oberrealschule mit dem „Zeugnis der Allgemeinen Hochschulreife“ verließen. 2013 war nun das Jahr der 50. Wiederkehr dieses denkwürdigen Ereignisse und somit Grund genug, sich an alter Stätte zu treffen. Und das taten tatsächlich knapp 40 Ehemalige. Besonders erfreulich war, dass auch viele Mitschülerinnen und Mitschüler gekommen waren, die aus vielerlei Gründen nicht „bis zum bitteren Ende“ bei uns waren. Noch erfreulicher war, dass alle geistig und körperlich fit sind, was unsere überaus freundliche Bedienung Michaela vom Gasthaus „Knödelwerferin“ zu der verwunderten, aber ehrlichen Bemerkung veranlasste: „Dann seid´s ja ihr alle scho um die 70!“, als sie erfuhr, dass wir vor genau 50 Jahren aus der Schule entlassen worden waren.
Am Samstag, dem 29. Juli, war nicht etwa die Schule, sondern unser „zweites Klassenzimmer“, das Café Bredl, erster Treffpunkt. Und den ersten Lacher gab es, als Dr. Karl Kirchmeir, immer noch „Bi“ genannt, beim Hereingehen zu seiner Frau sagte: „Da san ma falsch, des san ja lauter oide Leit!“ Von da an ging es Schlag auf Schlag mit dem Begrüßen, dem Nicht-mehr-ganz-genau-wiedererkennen und den ersten Erzählungen, wie es einem doch so gehe, was man gerade mache und natürlich auch, wohin man die nächste Reise plane.
Der Nachmittag gehörte den Besichtigungen, weil sich im Vorfeld bereits herausgestellt hatte, dass viele unserer auswärtigen Klassenkameradinnen und Klassenkameraden gern gewusst hätten, was sich in Deggendorf in den letzten Jahren so alles getan hat. Heribert Aichner, pensionierter Konrektor der Grundschule Theodor Eckert, führte sachkundig, wortgewandt und voller Leidenschaft zu den schönsten Ecken Deggendorfs, der „neuen“ alten Grabkirche, dem Kulturviertel, der Pfleggasse mit Andreas Sobecks Bronzesau „Rosa“, dem Rathaus, den Skulpturen des „Sammer Xidi“ und des „Karmann-Glasers“, der Antoniusgrotte und den „Stolpersteinen“ zur Erinnerung an die jüdischen Mitbürger, die in der Nazizeit deportiert worden waren. Das Memento für die bereits verstorbenen Mitschüler Manfred Zieglmaier (bald nach dem Abitur in der Isar ertrunken), Heidegrit Beer (1973 tödlich verunglückt), Bernd Pfeil und Erich Standfest (in den Achtzigern des vorigen Jahrhunderts verstorben), Dr. Peter Pasquay (verstorben im August 2003), Jochen Wöhrl (verstorben im Mai 2009) und Annelore Harant, geb. Beer (verstorben im August 2011) gestalteten Veronika Stadler und Bernd Haletzki in der kleinen Kirche des Katharinenspitals. Mit Bachs „Air“ im Original und in einer modernen Version und dem „Largo“ von Händel umrahmten Toni Daumerlang und seine Frau Brigitte die kleine Andacht mit Geige und Orgel. An jeden Verstorbenen erinnerte eine weiße Rose, die am Sonntag auf die Gräber von Peter Pasquay und Annelore Harant auf dem Deggendorfer Friedhof gelegt wurden. Für die in den letzten Jahren verstorbenen Lehrer Gerhard Haidl, Alfred Schnelzer und Hans Kapfhammer brannten Kerzen.
Anschließend führte Vizepräsident Prof. Dr.-Ing. Andreas Grzemba nach einführenden Worten im großen Hörsaal durch die Technische Hochschule, was für viele ein echtes Highlight darstellte, da die Hochschule inzwischen nicht nur in Fachkreisen einen Ruf wie Donnerhall hat. Weil sie zudem im nächsten Jahr mit den im Entstehen begriffenen Erweiterungsbauten auch noch Teil der Landesgartenschau sein wird, bezeichnete sie Grzemba stolz als „den schönsten Campus Bayerns“. Schade war nur, dass der Nachmittag recht verregnet war.
Der Abend wurde auch feucht, allerdings eher innerlich. Im ersten Stock der „Knödelwerferin“ warteten Speis´ und Trank auf uns. Wir wurden so trefflich bewirtet und betreut vom Inhaber des Gasthauses Helmut Kurz und Bedienung Michaela, dass die Letzten (Isa Schedl und ich) erst kurz vor Mitternacht die Segel strichen. Den Sonntagvormittag verbrachten wir dann – der Tradition folgend – im Ruderhaus, leider wegen der kühlen Witterung nicht auf der herrlichen Terrasse mit Donaublick, sondern im Inneren des Lokals. Und weil mit unserem zunehmenden Alter der gewohnte Fünf-Jahres-Rhythmus der Treffen allen als zu lang erschien, beschlossen wir, die Abstände generell auf zwei Jahre zu verkürzen – allerdings mit der Ausnahme 2014, weil wir gemeinsam die Landesgartenschau in Deggendorf besuchen wollen. Als Resümee nach einem wunderschönen gemeinsamen Wochenende bleibt nur zu sagen: „Ad multos annos – für uns alle!“